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WDR Wuppertal: Lokalzeit Bergisches Land, Interview mit Demographie-Berater U. Schumann

31.10.06 19:30

Moderation: Corinna Schlechtriem

Anmoderation

Schlechtriem: Die Deutschen kriegen weniger Kinder und werden immer älter - das ist ja mittlerweile hinreichend bekannt. Große Unternehmen arbeiten schon an der Problematik - in kleinen und mittelständischen Firmen braucht es aber noch jede Menge Hilfestellung. Die gibt es von einem sogenannten Demographie-Berater. Als eine der ersten Regionen in ganz NRW kann das Bergische gleich mit zwei Beratern aufwarten, damit die Unternehmen die Veränderungen in der Alterspyramide für sich nutzen können.

Kommentar des Einspielers:

Sportswear, Turnschuhe und der letzte Schrei in Sachen Teeniemode - die Geschäfte sind voll davon. Aber wer soll das alles denn einmal kaufen wenn die potenziellen Kunden immer weniger werden? Die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge ist vorbei: Tornister werden in den Schaufenstern von den Stützstrümpfen verdrängt. Denn die Deutschen werden immer älter - und immer weniger. Die deutsche Frau bekommt im Durchschnitt nur noch 1,3 Kinder. Geschäfte müssen sich zunehmend auf die Zielgruppe "Senioren" einstellen. Der Trend geht zu zeitloser Kleidung und Qualität, Gesundheitsmitteln und Gehhilfen. Und auch der Arbeitsmarkt ändert sich und wird irgendwann ein ganz anderer sein. Mit altersgerechten Bedingungen, flexiblen Arbeitszeiten und vielleicht sogar dem Mittagsschlaf unterm Schreibtisch.

Interview

Schlechtriem: Na, ob's aber soweit kommt ... der Wuppertaler Ulrich Schumann, von Hause aus Unternehmensberater, ist einer von zwei Demographie-Beratern in NRW. Sollen sich also mit Ihrer Hilfe die Firmen verstärkt um die Senioren kümmern, ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken?

Schumann: Nein, nicht nur. Also zum einen ist ja natürlich die Frage, inwieweit Senioren eine neue Kundschaft bilden, weil sie ja älter werden und länger leben - das ist der eine Punkt. Und der zweite Punkt ist natürlich, dass die Betriebe ältere Belegschaften bekommen werden, das heißt, inzwischen wird auch die Belegschaft in den Betrieben im Durchschnitt immer älter. Und da ist dann die Frage, wie weit das Personal entsprechend fit gehalten werden kann, also länger arbeiten kann.

Schlechtriem: Was ist denn mit den jungen Menschen? Ist das nicht so eine Gratwanderung, bleiben die außen vor?

Schumann: Die bleiben natürlich nicht außen vor. Ganz im Gegenteil, es wird schwieriger werden, in Zukunft junge Menschen zu gewinnen, da ja die jungen Menschen nicht mehr nachwachsen. Das heißt, die Firmen werden bald um Talente werben.

Schlechtriem: Und wie soll man das machen, und wo sollen sie anfangen, schon in der Schule?

Schumann: Das wäre natürlich am besten. Gleich zu den jungen Menschen Verbindung herzustellen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, um da die qualifizierten Menschen gleich übernehmen zu können. Wann die Unternehmen anfangen sollen - also in fünf bis sieben Jahren werden die über 50-jährigen die größte Beschäftigtengruppe darstellen. Auf der anderen Seite wird die Zahl derer, die in den Beruf einsteigen, abnehmen, ab 2008 schon.

Schlechtriem: Wie funktioniert denn so eine Beratung? Gehen sie zu einer Firma und gucken sich was an?

Schumann: Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Einmal, dass sich Unternehmer selbst melden und diese Beratung nachfragen. Oder ich komme im Rahmen von Beratungsprojekten selbst auf diese Thematik, indem ich meine Demographie-Brille mal aufsetze und mit der Geschäftsführung oder der Unternehmensleitung einfach mal schaue, was hat denn die demographische Entwicklung für Auswirkungen auf ihre Belegschaft oder auf ihre Absatzchancen. Es läuft häufig so ab, dass ich zum einen mit dem Unternehmer oder der Geschäftsführung die regionalen Wirtschaftsdaten durchgehe, also schaue, wie entwickelt sich die Demographie im Bergischen Städtedreieck? Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt ist, wie wird die Unternehmensdemographie entwickeln, wie bilden sich Veränderungen in der Bevölkerung ab bei den Belegschaften und wie ist die Altersstruktur. Der dritte Punkt ist, welche Marktchancen sich denn durch die demographische Entwicklung ergeben.

Schlechtriem: Das heißt, sie helfen auch dabei, neue Arbeitszeitmodelle einzuführen oder geben da Tipps?

Schumann: Wenn das eine Möglichkeit ist, Ältere länger in Beschäftigung zu halten, und es ist notwendig, Arbeitszeitmodelle bedürfnisgerechter gegenüber den älteren Arbeitnehmern zu gestalten, ja. Es gibt aber auch die Frage, wie altes Wissen von älteren Mitabeitern auf jüngere übertragen werden.

Schlechtriem: All diese Informationen gib es auch im Internet - ich danke erst mal bis hierhin.