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WDR Fernsehen: Westpol, "Demographie-Berater"

15.10.06 19:30

Autorin: Martina Koch

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Kommentar: Andreas Bendig und Hans-Jürgen Dorr besuchen die Firma Metoba in Lüdenscheid. Beide sind erfahrene Unternehmensberater und jetzt auch im Auftrag der Landregierung als Demographieberater unterwegs. Denn bislang kümmern sich die Unternehmen noch viel zu wenig um die Zukunft.

O-Ton Andreas Bendig, Demographie-Berater: „Für 8 Betriebe, die wir jetzt beraten, mussten wir 1500 Betriebe anschreiben.“

Kommentar: Das Familienunternehmen Metoba gehört dazu. Erster Rundgang für die Demographie-Berater. 75 Mitarbeiter veredeln hier Oberflächen von Metallteilen. Die Anforderungen dabei höchst unterschiedlich. Die Demographie-Berater wollen einen Überblick bekommen. Der 39jährige Stefan Holzapfel zum Beispiel hat vor 17 Jahren seine Ausbildung zum Galvaniseur abgeschlossen und seitdem keine Schulung mehr besucht.

O-Ton Stefan Holzapfel, Galvaniseur: „Bis jetzt habe ich noch keine Weiterbildungsmaßnahme gemacht. Das war bis jetzt kein Thema.“

Kommentar: Das soll nun anders werden. Deshalb nimmt Metoba die Demographie-Beratung an. Das heißt zuerst: Analyse der Altersstruktur und des Bildungsbedarfs der Belegschaft. Das Durchschnittsalter liegt bei Anfang 30. Doch 2016 werden die Mitarbeiter viel älter sein. Darauf will die Firma sich vorbereiten und erwartet konkrete Empfehlungen.

O-Ton Jens Hering, Geschäftsführer Metoba Lüdenscheid: „Der Weiterbildungsmarkt ist sehr groß und ist für uns sehr undurchsichtig. Im Tagesgeschäft dominieren andere Themen. Dass heißt wir brauchen in der Tat die Beratung von außen.“

Kommentar: Für die Demographie-Beratung muss das Unternehmen nur Arbeitszeit investieren. Bezahlt werden die Demographieberater vom Land. Damit wird erstmals ein Anreiz geschaffen, Demographieberatung vor Ort durchzuführen. Denn von allein haben die meisten Betriebe nichts gemacht. Andreas Bendig und Hans-Jürgen Dorr suchen auch den Kontakt zu Handwerkern. Elektro-Beckmann in Witten ist offen dafür. Godehard Beckmann führt seit 1983 seinen Betrieb, mit zur Zeit 7 Mitarbeitern und 3 Lehrlingen. Sein Auftragsvorlauf beträgt aber nur 6 Wochen. Ständig kämpft der Handwerker ums Überleben

O-Ton Godehard Beckmann, Handwerksmeister: „Man ist immer so in der Hamsterradproblematik, dass man permanent am Laufenden arbeitet und dazu neigt, nicht strategisch langfristig zu planen.“

Kommentar: Doch die Gesellschaft wird älter und junge Fachkräfte werden überall rar. Der Handwerkermeister will sich darauf jetzt einstellen. Beckmann und seine Mitarbeiter hat das Angebot der Demographie-Berater überzeugt. Das lässt hoffen.

O-Ton Hans-Jürgen Dorr, Demographie-Berater: „Ich weiß, dass über gute Arbeit in den Betrieben letztendlich eine Menge an Mundpropaganda passiert und der eine oder andere vielleicht überzeugt wird, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich auch eines externen Experten in diesem System zu bedienen.“

Kommentar: Es gibt auch Kritik an den Demographie-Beratern. Für die SPD sind sie schlicht überflüssig.

O-Ton Rainer Schmeltzer, SPD, Arbeitspol. Sprecher Landtagsfraktion NRW: „Verantwortungsvolle Unternehmen kennen die Demographien in ihrem Personal. Das, was hier gemacht wird mit der Installation von 93 Demographieberatern, sogenannten Beratern ist Verschleudern von europäischen Geldern. Das ist so typisch für die Landesregierung. Hier wird kein Landesgeld in die Hand genommen, sondern hier werden Symbole gepackt.“

Kommentar: Doch damit stehen die Sozialdemokraten vorerst allein. Nur Großkonzerne haben eine langfristige Personalstrategie. Kleineren und mittleren Unternehmen lässt das Tagesgeschäft keine Gelegenheit dazu. Und den wenigsten von ihnen ist das Problem überhaupt bewusst. Demographie-Berater wie Andreas Bendig und Hans-Jürgen Dorr müssen also noch viel Überzeugungsarbeit leisten.