rebequa® im Gespräch:

Nicht das Alter - die geistige Frische zählt! „rebequa“: Demographie-Berater machen Firmen fit

„rebequa“: Demographie-Berater machen Firmen fit

Düsseldorf, 02. Januar 2008 – Erfahrene Kräfte binden, junge finden – mitten im demographischen Wandel ist diese Aufgabe vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine echte Herausforderung. Denn gut ausgebildeter Nachwuchs ist knapp, qualifizierte Fachkräfte bevorzugen attraktive Arbeitgeber. Die über 50-Jährigen werden schon in den nächsten Jahren in zahlreichen Betrieben die Mehrheit bilden. Lange viel zu früh (mit tatkräftiger politischer Hilfe) aufs Altenteil geschoben, ist das „alte Eisen“ wertvoller denn je.

Ältere gelten als besonders loyal und machen, wenn sie abgelenkt werden, weniger Fehler als Jüngere, so eine neuropsychologische Studie der Universität Dortmund von 2006. Es sieht danach ganz so aus, dass ältere Gehirne zwar etwas langsamer, dafür aber richtig funktionieren. Zudem nähmen die verbalen Fähigkeiten mit dem Alter zu. Die Arbeitswissenschaft hat sich daher längst vom „Defizitmodell“ im Umgang mit Menschen in den besten Jahren verabschiedet. Das aktuelle „Kompetenzmodell“ begreift das Älterwerden mit seinen Stärken und Schwächen ganz individuell. In wissensorientierten Gesellschaften sind Erfahrung, Menschenkenntnis und Zuverlässigkeit mit entscheidende Stärken. Letztlich zählt die Einstellung, was Kurt Tucholsky schon in den 20igern auf den zeitlosen Reim brachte: „Es gibt junge Greise und alte Talente, Geburtsscheine sind keine Argumente.“

Abwechslungsreiches und eigenverantwortliches Arbeiten hält fit, monotone Tätigkeit lässt auch Junge alt aussehen. „Alt ist, wer in einem Zustand lebt, in dem es für ihn nur wenige oder gar keine Alternativen und Optionen mehr gibt,“ bringt es der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg auf den Punkt. Danach kann ein junger Mensch durchaus alt und ein alter jung sein.

„Frisch in der Birne bleiben“

Was steckt in der bestechenden Definition des Demographen Birg? Wir sind - frei nach Sartre - zur Aktivität verurteilt! Über Wohl oder Wehe der Lebenschancen entscheidet (neben der genetischen und frühkindlichen Prägung) weniger das Alter laut Ausweis, sondern unsere Lust an der Bewegung, auf Neues, Lesen! Das Pflegen von Familie und Freundschaften, diskutieren, musizieren ... Der Bandleader und Dauer-Punk Campino sagt`s in seinem Duktus: „Frisch in der Birne zu bleiben, hat nix mit dem numerischen Alter zu tun.“

„Demographie-Fitness“ nennt dass ein Programm namens rebequa – ein Kürzel, das sich spricht wie der ähnlich geschriebene Mädchenname. rebequa steht für regionale Beratung von rund 2000 Betrieben und Qualifizierung zu insgesamt 300 Demographie-Berater/innen. Aus der Taufe gehoben wurde rebequa von dem Düsseldorfer Unternehmen „healthpro“, der Startschuss fiel im September diesen Jahres. Das Bundes-Arbeitsministerium fördert das Programm innerhalb der Initiative „50+“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) ein Jahr lang. Außerdem steuert die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) Forschungsgelder bei. Im Institut für Arbeitswissenschaft (IAW) der Hochschule in Aachen (RWTH) hat rebequa einen wissenschaftlichen Partner, der die demographischen Perspektiven für jede Region liefert.

Zahlreiche Demographie-Weiterbildungen im Januar

Denn je nach Region fallen die Veränderungen durch die Bevölkerungsentwicklung extrem unterschiedlich aus. In toto ist die Lage im Süden durch eine innovationsstarke Wirtschaft und zuwandernde, junge Fachkräfte besser als im Westen und Norden, der in vielen Regionen von Bevölkerungsrückgängen betroffen ist. Auch in den neuen Ländern muss meist viel getan werden. Aber rebequa konzentriert sich erstmal auf die westlichen Bundesländer. Die Ausweitung auf den Osten Deutschlands ist möglich, falls das Programm eine Erfolgsstory bleibt. Im Januar 2008 startet eine große Qualifizierungswelle von Fachleuten zu Demographie-Beratern in mehreren Bundesländern.

rebequa hat den Anspruch, über 2000 kleine und mittlere Unternehmen in rund 30 großen Städten und Regionen für den demographischen Wandel vor Ort fit zu machen. Denn die finden im Arbeitsalltag kaum Zeit, sich überlebenswichtige Fragen zu stellen: Wie gute Fachkräfte binden? Wie eine integrative Weiterbildungsstrategie entwickeln? Was sind alternsgerechte Arbeitsplätze? Hier will rebequa ansetzen. Die Betriebe zwischen Bremen und dem Bodensee erhalten Anstöße, ihre alternden Belegschaften so zu führen, dass sie am Markt auch künftig nicht den Anschluss verlieren.

Kostenfreie Qualifizierung - Auch Erstberatung für Betriebe gratis

rebequa Programmleiter Carsten Baye: „Mit rebequa können wir in Kooperation mit Dutzenden von regionalen Partnern über 2000 kleine und mittlere Betriebe in zehn Bundesländern durch eine halbtägige DemoFit-Erstberatung unterstützen, die kostenlos ist. Die Demographie-Berater, die wir speziell für die wirtschaftlichen Perspektiven vor Ort qualifizieren, sind dabei der Dreh- und Angelpunkt. Sie unterstützen als Gegenleistung für ihre praxisnahe und kostenfreie Weiterbildung jeweils sieben Unternehmen in ihrer Heimatregion.“

Das Konzept erfreut sich der Unterstützung höchster politischer Kreise. So besuchte Hildegard Müller, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin, die rebequa Zentrale: „Der Ansatz, erfahrene Fachleute für die spezifischen demographischen Aufgaben und Chancen von KMU-Unternehmen ihrer Region zu qualifizieren, ist genau das, was wir brauchen. Hier hat rebequa gute Ideen auch für die Landkreise und Kommunen.“

„Weiterbildung immens wichtig“

Offenbar trifft die Beratung den Nerv. Dr. Sven Hering, Geschäftsführer eines mittelständischen Metall-Unternehmens im sauerländischen Lüdenscheid, über seine Aha-Erlebnisse: „Der Demographie-Berater hat durch Blitz-Interviews den Status Quo der Weiterbildung ermittelt. Dabei kam heraus, dass nicht wenige seit der Lehre bei uns nichts mehr getan haben, einer gar seit zwölf Jahren. Um das Qualitätsniveau zu halten, ist Weiterbildung aber immens wichtig. Jetzt haben wir eine Qualifikations-Matrix, die alle Kompetenzen wie den Bildungsbedarf der Beschäftigten zeigt. Die halten wir ständig aktuell.“

Metall-Arbeitgeber Hering hat gelernt, dass eine möglichst ausgewogene Altersmischung (30 Prozent bis 35 Jahre, 40 Prozent bis 50 Jahre und 30 Prozent über 50 Jahre) hilft, die Chancen auf den sich schnell wandelnden Märkten zu nutzen, etwa bei den Dienstleistungen für Ältere, auch Märkte 50+ genannt. Was sind die Kernelemente der Demographie-Beratung? Der diplomierte Kaufmann Baye: „Eckpfeiler sind eine wertschätzende Führungskultur, das Wissensmanagement, die personelle Akquise und die betriebliche Weiterbildung. Denn gerade bei den 55 bis 64-Jährigen liegen wir mit unserer Weiterbildungsquote von rund zehn Prozent im europäischen Ranking am Ende.“

Demographie-Berater für nachhaltiges Personalmanagement

Was motiviert viele ausgewiesene Fachleute für Personal und Organisation, Weiterbildung und Psychologie, Arbeits- und Gesundheitsschutz dazu, in sechs Tagen „rebequa Demographie-Berater“ zu werden? Hans-Jürgen Dorr, ein erfahrener Demographie- und Unternehmens-Berater, nennt Gründe: „Das hochaktuelle Thema Demographie-Kompetenz kann man als neues Tätigkeitsfeld nutzen, es bereichert das eigene Qualifikationsprofil substantiell. Und Unternehmen, die sich davon überzeugen, das Thema nachhaltiges Personalmanagement nicht vor sich her zu schieben, lassen sich auch längerfristig beraten. Diesen Prozess hat man als Demographie-Berater mit selbst in der Hand.“

Sein Know-how für die einzusetzen, die das Gros der Arbeits- und Ausbildungsplätze stellen – damit kann man auch sozial punkten. Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft und erhält, sagt auch die Kanzlerin immer. Außerdem steht kein Berater allein da, das rebequa Team flankiert den Beratungsprozess intensiv, unterstreicht Carsten Baye.

Lasst Demographie-Pflänzchen sprießen

Der demographische Wandel, vor allem geprägt durch Kindermangel und Alterung der Gesellschaft, hat sich über Jahrzehnte angekündigt, ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind die Folgen aber erst in den letzten Jahren. Axel Börsch-Supan, Uni-Professor und Politikberater prognostiziert die ökonomische Herausforderung. „Die Bevölkerungsschrumpfung ist nicht das Kernproblem, auch wenn diese oft die Schlagzeilen beherrscht. (...) Bei in etwa gleicher Anzahl von Konsumenten wird es in 20 bis 30 Jahren wesentlich weniger Erwerbstätige geben, die Güter und Dienstleistungen produzieren.“ Sind wir darauf vorbereitet?

CDU-Politikerin Müller ist - auch dank rebequa - zuversichtlich: „Die Politik hat die demographischen Zeichen der Zeit erkannt und hier mehrere Initiativen auf den Weg gebracht. Das rebequa Programm soll nachhaltige Anstöße geben und Hunderte von Demographie-Pflänzchen setzen. Die regionalen Partner aus Wirtschaft, Politik, Bildung und Medien vor Ort können diese Saat dann aufgehen lassen.“

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rebequa Hotline: 01803 204067 (9 Ct./Min.)

Informationen rund um das Programm: www.rebequa.de.

Für die Bewerbung zum Demographie-Berater: www.rebequa-qualifizierung.de


Links zu Bildern:

Carsten Baye und Hildegard Müller
Dr. Sven Hering
Hans-Jürgen Dorr


rebequa® steht für "Regionale Beratung und Qualifizierung". Das Programm zeigt Auswirkungen regionaler demographischer Entwicklungen für kleine und mittlere Unternehmen auf und unterstützt geeignete Personalstrategien. Bis September 2008 werden bundesweit 300 Demographie-Berater/innen qualifiziert und rund 2100 Unternehmen beraten. Die healthpro GmbH in Düsseldorf hat rebequa® initiiert und verantwortet die Durchführung, das Institut für Arbeitswissenschaft (IAW) der RWTH Aachen begleitet es wissenschaftlich. Das Programm wird gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Bildung und Politik realisiert. Gefördert wird rebequa® durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie durch die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). healthpro hat rebequa® bereits 2006 im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) durchgeführt.