rebequa® im Interview:


Zeitvorsorge schafft Attraktivität

Interview mit Martin Villiger, Demographie-Berater und Managing Partner der Froodas AG, Risch-Rotkreuz (CH)

Martin Villiger

Demographie-Berater Martin Villiger (Bild: Villiger)

Risch-Rotkreuz (CH), 29. August 2016 - Martin Villiger ist Demographie-Berater und Managing Partner der Froodas AG in Risch-Rotkreuz. Der Diplom-Betriebswirt (lic. oec. HSG) hat in St. Gallen Betriebswirtschaft studiert und verfügt über eine 25-jährige Tätigkeit in der Finanzindustrie und über internationale Führungs- und Projekterfahrung. 2013 hat er die Qualifizierung zum Demographie-Berater absolviert. rebequa sprach mit Villiger über Sparpotentiale im Gesundheitswesen und warum Kommunen die Demographie-Beratung in Anspruch nehmen.

Sie sind Demographie-Berater. Wie bringen Sie Ihre Kompetenz ein?

Die Ausbildung hat meinen Horizont erweitert, so dass ich mich gezielter mit Demographie-, Führungs- und Personaldaten als Indikatoren für operationelle Risiken in Unternehmen und Organisationen auseinandersetzen kann.

Hat sich die Weiterbildung gelohnt?

Ja, ich habe viele Anregungen und eine große Menge an Informationen erhalten, sowie ein neues Konzept kennengelernt.

Sie sind Managing Partner und Co-Founder der Froodas AG. Was bietet Ihr Unternehmen an?

Wir strukturieren und visualisieren Daten an der Schnittstelle zwischen Informatik und Geschäftsprozessen. Gemeinsam mit unseren Kunden besprechen wir Fragestellungen und entwickeln visuelle Antworten.

Wer sind Ihre Kunden?

Unternehmen und die öffentliche Hand. Für die Darstellung von Sparpotentialen in Alters- und Pflegeheimen sind vor allem Gemeinden und Kantone unsere Gesprächspartner.

Der Anteil der über 80-Jährigen wird in der Schweiz bis 2050 um über 50 Prozent auf ca. 550'000 Personen ansteigen. Stellt der demographische Wandel ein Risiko für die Kommunen bzw. Gemeinden dar?

Ja, denn die Pflegekosten werden steigen. Zukünftig werden Gemeinden und somit jeder Steuerzahler immer häufiger für die Kosten in Pflegeheimen aufkommen müssen, da die Bewohner dies nicht selber können - selbst wenn sie es wollten.

Wo sehen Sie die Potentiale?

Die Rentner sind heute viel aktiver als früher. Mit einer organisierten Nachbarschaftshilfe können diese Aktivitäten als Beitrag für die Gesellschaft Anerkennung erhalten. Wenn wir es Personen ermöglichen im Alter möglichst lange zu Hause zu wohnen, können wir der demographischen Entwicklung und den damit verbundenen Pflegekosten entgegenwirken. Hier leistet der Verein KISS einen wertvollen Dienst.

[Der Verein KISS bietet Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften an. Dies umfaßt Begleitung und Betreuung im Alltag, wie z.B. Einkaufen, Mahlzeiten zubereiten. Dies ermöglicht älteren Menschen länger selbständig zu Hause wohnen zu bleiben. Die geleisteten Stunden werden einem Zeitkonto gutgeschrieben, was wiederum der Altersvorsorge des „Gebenden“ gutgeschrieben wird. Diese „Zeitvorsorge“ gibt es bereits in einigen Gemeinden. KISS ist eine besondere Art deutscher Seniorengemeinschaften - Anm. d. Verf.]

Können Sie das Sparpotential quantifizieren?

Ja, wir haben das Sparpotential auf der Basis der heutigen Kosten für die Pflegeheime analysiert und erhalten etwa 14-18 Prozent Einsparungspotential. Die Einsparungen sind zu Gunsten der Bewohner, der öffentliche Hand und der Krankenversicherer. Zukünftig werden die Erfolge organisierter Nachbarschaftshilfe auch dargestellt werden können. Im Zeitverlauf und im Vergleich mit anderen Gemeinden werden wir das bessere Lebensgefühl sichtbar gemacht.

Das Internet ermöglicht eine verbesserte Allokation von knappen Ressourcen und Gütern. Welchen Stellenwert hat dies in den Gemeinden?

Gemeinden stehen mit ihren Dienstleistungen, Infrastrukturangeboten, Preisen für das Wohnen und den in der Schweiz unterschiedlichen Steuern im Wettbewerb untereinander. Bürger können sich schnell und umfassend informieren. Eine Gemeinde ist somit interessiert an einer ausgewogenen demographischen Struktur.

Warum?

In Gemeinden mit vielen Einfamilienhäusern und wenig Infrastruktur ist das Leben lebenswert solange der einzelne Bürger nicht Betreuung und Pflege benötigt. Zuerst wohnen Familien in den Quartieren und danach nur noch ältere Menschen. Das Internet zeigt das auf und es werden weniger Familien hinziehen.  

Haben Sie einen „Demographietipp“ für Gemeinden?

Die demographische Struktur ist kein Problem sondern eine gesellschaftliche Tendenz, die glücklicherweise jeden von uns trifft. Die „Zeitvorsorge“ ist ein neues Konzept, welches zur Attraktivität einer Gemeinde beitragen kann und das Lebensgefühl der Bewohner steigert.

Herr Villiger, vielen Dank für das Gespräch.


Pressekontakt:

Wolfgang Kanka
Tel.: 0211/88 28 45 68
Fax: 0211/88 28 45 69
presse@healthpro.de
www.rebequa.de
Hermannstr. 8
40233 Düsseldorf


(Zeichen mit Leerzeichen: 4.500)

rebequa bietet betriebliche Demographie-Beratung für nachhaltige Personalstrukturen in Unternehmen und Organisationen an. Für diese Beratungen stehen über 1.150 qualifizierte Demographie-Berater/-innen bundesweit bereit. rebequa zeigt demographisch-ökonomische Perspektiven in den Regionen auf und qualifiziert Führungskräfte.

rebequa® wurde von der Unternehmensberatung healthpro initiiert und von verschiedenen Bundes- und Landesministerien mit Mitteln des Europäischen-Sozialfonds (ESF) unterstützt.