rebequa® im Interview:


Von der Fachkraft zum Problemlöser

Interview mit Juliane Crefeld, Demographie- und Prozessberaterin, Demographie Beratung NRW, Münster

Juliane Crefeld

Demographie-Beraterin Juliane Crefeld (Bild: Crefeld)

Münster, 24. Oktober 2016 - Juliane Crefeld ist gelernte Industriekauffrau und Fachwirtin für Marketing und seit 2006 als Demographie-Beraterin in Nordrhein-Westfalen tätig. Die Qualitätsbeauftragte, geprüfte Berufspädagogin und zertifizierte Trainerin ist spezialisiert auf das Führungskräftecoaching und die Personalentwicklung im Gesundheitswesen und Handwerk. Sie führt insbesondere Trainings zur Ausbildung und Vorbereitung auf die Meisterprüfung durch und ist als freiberufliche Beraterin für die SGKH Service Gesellschaft GmbH der Kreishandwerkerschaft Coesfeld tätig. 2006 hat sie als eine der ersten im Förderprogramm rebequa die Qualifizierung zur Demographie-Beraterin NRW absolviert. rebequa sprach mit Crefeld über Führung im Handwerk und warum Fachkräfte heute auch Problemlöser sein müssen.

Sie sind Demographie-Beraterin der ersten Stunde und haben bereits 2006 Ihre Qualifizierung absolviert. Hat es sich gelohnt?

Ja, auf alle Fälle. Die Beratung ist ganzheitlich und strategisch ausgerichtet und hat immer diesen vorausschauenden und planenden Ansatz.

Welche demographischen Entwicklungen und Fragestellungen konnten Sie über die Jahre hinweg in den Betrieben beobachten?

Im Handwerk fehlen Fachkräfte und die zunehmende Akademisierung nimmt einen Teil der praktisch Begabten weg. Die „Übrigbleiber“ stellen neue Herausforderungen an die Ausbilder. Eine Abbruchquote von 25 Prozent lässt erahnen, wie sehr die betriebliche Ausbildung unter Druck geraten ist.

Wie haben sich die Bedarfe der Kunden verändert?

Die Themen Führung, Personalgewinnung und -bindung haben an Relevanz gewonnen. Betriebsinhaber spüren die demographischen Auswirkungen im eigenen Betrieb: sie werden plötzlich zum fassbaren Problem. Kundenaufträge können zum Teil nur unter großem Zeitdruck abgearbeitet werden. Mitarbeiter reagieren mit schlechter Stimmung, mangelnder Motivation, Krankheit und wandern verstärkt ab.

Wie bringen Sie die Demographie-Beratung „in den Betrieb“?

Meistens über die konkrete Problemstellung, wie z.B. hohe Krankenstände, schleppende Stellenbesetzung, Abbrüche während der Ausbildung. Oft wächst die Bereitschaft dann mal genauer hinzuschauen und nach den individuellen Ursachen zu forschen.

Die Personalentwicklung im Handwerk ist eines Ihrer Beratungsschwerpunkte. Wo sehen Sie die Bedarfe im Handwerk?

Die Handwerksbetriebe werden oft traditionell geführt, d.h. oft wird es versäumt die Zukunft strategisch zu planen. Das Handwerk muss sich den Anforderungen des Fortschritts stellen, hierfür werden arbeitspädagogische und Management Kompetenzen benötigt.

Warum werden Schlüsselqualifikationen immer wichtiger?

Weil es um Motivation geht, um unterschiedliche Leistungsvoraussetzungen von zukünftigen oder bestehenden Mitarbeitern. Diese zu fördern, schafft man nicht mit Fachkompetenz alleine, sondern mit Menschlichkeit und der Fähigkeit, Menschen für die Sache zu begeistern.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Fachlichkeit hat in manchen Bereichen eine Halbwertzeit von 1 bis 2 Jahren. Das Internet macht Kunden zu „halben“ Fachkräften, da muss ich als Fachkraft auch in der Lage sein auf Menschen zuzugehen und deren „Problemlöser“ zu werden. Hierfür werden aber auch persönliche und soziale Kompetenzen benötigt, das geht über das rein fachliche hinaus. 

Das Gallup Institut berechnet regelmäßig seit 10 Jahren, dass nur dreizehn bis sechszehn Prozent der Arbeitnehmer über eine hohe Motivation und Arbeitsplatzbindung verfügen. Haben wir in Deutschland ein Führungsproblem?

Leider ja. Im Handwerk sind viele aufgrund ihrer Fachlichkeit Führungskräfte, sie wissen manchmal nicht wie Führung geht und dass diese ebenfalls zu Ihrer Funktion dazugehört. Die Ausbildung im Meisterkurs befasst sich zum Beispiel überwiegend mit betriebswirtschaftlichen Themen: Von 730 Seiten des Standardwerks sind lediglich 30 Seiten den Themen Personal und Führung gewidmet. Das sagt auch etwas über die Bewertung der Themen aus.

Haben Sie einen Tipp für Handwerksbetriebe?

Zeit für das Thema Personalführung und Personalqualifizierung vorzuhalten. Führungskräfte sollten ihre Haltung und ihr Menschenbild überdenken und Vertrauen in die Talente ihrer Mitarbeiter entwickeln. So werden die Betriebe „zukunftsfit“ und können als attraktive Arbeitgeber die anstehenden Herausforderungen meistern.

Frau Crefeld, vielen Dank für das Gespräch.


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(Zeichen mit Leerzeichen: 4.500)

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