rebequa® im Interview:


„Über die Werkbank hinaus schauen“

Interview mit dem Unternehmer Frank Stoepel von der Mechanischen Werkstatt Cerning & Stoepel

„Über die Werkbank hinaus schauen“

Demographie-Berater Bernd-Lothar Heintzschel und Frank Stoepel, Cerning & Stoepel

Als die WDR Hörfunksendung „Profit“ im Sommer von der landesweit ersten Demographie-Beratung beim Bochumer Handwerksbetrieb Mechanische Werkstatt Cerning & Stoepel berichtete, staunte ein Geschäftspartner nicht schlecht: „Womit ihr euch beschäftigt!“ Der Unternehmer Frank Stoepel erzählt die Anekdote mit einem Schmunzeln – mit einem durchschnittlichen Wachstum von 10 Prozent lässt es sich gut lächeln. Am Nikolaustag präsentierte nun der Demographie-Berater Bernd-Lothar Heintzschel die Analyseergebnisse und diskutierte mit der Geschäftsführung über mögliche Handlungsfelder. rebequa hat danach mit dem Unternehmer gesprochen.

Herr Stoepel, Sie haben als erstes Unternehmen in NRW eine Demographie-Beratung erhalten. Hat sie die demographische Situation vor Ort überrascht?

Die regionalen Zahlen waren interessant. Verwundert hat mich die schwache Geburtenrate in Bochum - das führe ich darauf zurück, dass Gelsenkirchen einfach die besseren Krankenhäuser hat und alle zum Gebären nach Gelsenkirchen fahren.

Was hat die Altersstrukturanalyse für Ihren Betrieb ergeben?

Uns war wichtig, dass wir mal einen Überblick darüber bekommen, wie unsere Altersstruktur aufgebaut ist. Vieles wussten wir schon, aber jetzt haben wir es Schwarz auf Weiß. Unser Bauchgefühl wurde mit Zahlen belegt. Auf dieser Grundlage lässt sich besser planen, wie wir mit den Mitarbeitern unsere Ziele in den nächsten zehn Jahren erreichen.

Wie steht die Firma Cerning & Stoepel da?

Es hat sich gezeigt, dass wir im regionalen Vergleich gut aufgestellt sind. Unserem Betrieb wurde ein gesunder Altersmix bescheinigt. Auch die anderen Personalzahlen sehen gut aus. Hohe Ausbildungsquote, kaum Fluktuation, niedrige Fehlzeiten.

Sie können sich also zurücklehnen?

Nein, nein. Wir haben Herrn Heintzschel ja nicht beauftragt, um uns einen gutes Gefühl zu geben. Er hat uns wieder auf einige Punkte aufmerksam gemacht, die bei uns bereits Thema waren, aber in der Schublade verschwunden sind. Wir hatten einfach keine Zeit, die Dinge auf den Weg zu bringen. Wir haben gut zu tun! Neukunden, bei denen wir jahrelang an der Tür gekratzt haben, kommen gerade zu uns und wollen bedient werden. Das hat natürlich Vorrang.

Trotzdem haben Sie sich jetzt die Zeit genommen und Ihren Betrieb vom Demographie-Berater unter die Lupe nehmen lassen. Warum?

In der Tat haben wir uns gefragt, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Und dann haben wir gesagt: Gerade jetzt! Wir beschäftigen uns ja nicht nur mit Drehen und Fräsen. Als Unternehmer schauen wir über die Werkbank hinaus. Uns gibt es seit 16 Jahren, das Unternehmen wächst. Und meistens wachsen Ziele ja mit. Wir müssen überprüfen, ob die Ziele, die wir vor 10 Jahren hatten, heute noch die gleichen sind. Und was in 10 Jahren kommen kann.

Und warum haben Sie einen externen Berater dazu gerufen?

Der Tag hat nur 24 Stunden. Eigentlich bräuchten wir eine Vollzeitkraft, die den ganzen Tag den Kümmerer macht. Wir erkennen immer wieder, wie schwierig es ist, einen Betrieb zu führen, wenn man die ganzen Jobs wie Personalmanagement etc. noch nebenbei macht. Ich bin Allrounder, Feuerwehrmann etc. Und wenn’s brennt und der Kunde technische Hilfe braucht, muss der Businessplan zurückgestellt werden. Langfristige Planung fällt häufig hinten rüber. Das Angebot „Demo-Fit“ kam da ganz gelegen.

Haben Sie denn außer der Altersstrukturanalyse auch konkrete Hinweise bekommen?

Ja, z.B. der Vorschlag einer genauen Standortanalyse. Wir freuen uns, in der Region gut dazustehen. Aber mit unseren Betriebsräumen stoßen wir an Kapazitätsgrenzen. Wir arbeiten mittlerweile auf etwas engem Raum. Veränderungen sind erforderlich.

...also muss die Arbeitsorganisation überdacht werden?

Genau! Es muss künftig genügend Platz vorhanden sein, die Sachen müssen ordentlich kommissioniert werden, Werkzeug muss vorbereitet werden, die Abläufe müssen stimmen etc... Auf zu engem Raum zu arbeiten ist für Mitarbeiter ungesund und für Kunden unattraktiv.

Gab es noch andere Hinweise?

Interessant ist der Vorschlag regelmäßiger Mitarbeitergespräche. Mir schwirrt das schon seit längerem im Kopf herum. Was erwartet der Mitarbeiter vom  Unternehmen, was erwartet das Unternehmen vom Mitarbeiter? Ich möchte einen Weg finden, dass der Informationsaustausch auch etwas bewirken kann. Das muss 100-prozentig funktionieren. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich Mitarbeiter öffnen und Ideen äußern, damit Erwartungen geweckt werden – und am Ende verläuft alles im Sande. Aber wir sind ohnehin dabei, strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Es ist geplant, dass wir einen Leitfaden aufbauen, klare Spielregeln vereinbaren, einen Betriebsleiter einführen. Insofern fühlen wir uns bestätigt.

Sie sind auch  Ausbildungsbetrieb. Haben Sie auch über dieses Feld gesprochen?

Ja, hier haben wir einen grundsätzlichen Tipp bekommen. Nämlich unsere Position als Ausbildungsbetrieb in der Region zu unterstreichen, mehr Selbstvermarktung zu betreiben, einen Lokalreporter zur Betriebsführung einzuladen, eventuell ein Zertifizierung anzustreben. Wir haben seit Jahren hohe Ausbildungsraten, derzeit bilden wir vier Personen aus. Wir verlangen von den Auszubildenden einiges. Dafür haben sie auch alle Möglichkeiten bei uns und dürfen an jede Maschine. Allerdings muss der Auszubildende auch den Willen zur Ausbildung mitbringen. Und das bedeutet auch, dass er sich nach Feierabend noch einmal hinsetzt und für seine Ausbildung und Prüfungen lernt.

Noch ein Wort zum Abschluss. Wie ist der Gesamteindruck von der ersten Demographie-Beratung?

Positiv – auch wenn wir einige Ergebnisse erwartet hatten. Für mich war wichtig, dass einige Punkte in unsere To-Do-Liste kommen. Der Jahreswechsel ist ein guter Zeitpunkt. Es ist manchmal nützlich, einen Wink von außen zu erhalten. Nach dem Motto: „Ja, stimmt, da muss ich wieder ran.“

Vielen Dank für das Gespräch,


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(Zeichen mit Leerzeichen: 5.965)

Das Regionale Beratungs- und Qualifizierungsprogramm rebequa wurde von der Düsseldorfer healthpro GmbH initiiert und gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen durchgeführt. Ziel ist es, die demographische Situation für KMU abzubilden und Personalstrategien in regionalen Betrieben anzustoßen. Im Rahmen des Programms wurden insgesamt 102 Demographie-Berater qualifiziert, 82 Unternehmen haben die Demo-Fit-Beratung (Stand 14.12.06) nachgefragt und 11 Regionaltreffen wurden in ganz NRW veranstaltet. rebequa wurde vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (MAGS) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. 


Interview zum Download (DOC, 224 KB)