rebequa® im Interview:


Mumm haben und Farbe bekennen

Interview mit Wolfgang Kiefer-Heydenreich, Berater und Demographie-Experte, München

Wolfgang Kiefer-Heydenreich

Berater und Demographie-Experte Wolfgang Kiefer-Heydenreich (Bild: Kiefer-Heydenreich)

München, 11. Dezember 2015 – Wolfgang Kiefer-Heydenreich studierte Maschinenbautechnik mit Abschluss Techniker Maschinenbau. Seit 1990 war er beim weltweit größten Unternehmen der Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie, der Airbus Group (vormals EADS) beschäftigt. Dort hatte er vielfältige Positionen inne: Seit 1994 war er Betriebsratsvorsitzender und freigestelltes Betriebsratsmitglied in Unterschleißheim, ab 2000 Mitglied im Gesamtbetriebsrat der EADS Deutschland GmbH und ab 2006 Leiter der Arbeitsgruppe „Demographischer Wandel“. Ab 2012 saß er im Aufsichtsrat als Arbeitnehmervertreter. Seit Beginn dieses Jahres ist Kiefer-Heydenreich als selbständiger Berater tätig. rebequa sprach mit ihm über innovative Führungskultur und Handlungsbedarfe in kleinen und mittleren Unternehmen.

Warum ist Demographie ein Thema für den Betriebsrat?

Ein Betriebsrat muss sich angesichts der dramatischen demographischen Veränderung seiner Verantwortung stellen und die Auswirkungen auf Altersstruktur, Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit vergegenwärtigen. Er muss die Ressourcen zur Bewältigung dieser Herausforderungen formulieren und einfordern.

Wie kann Personalarbeit „demographiefest“ werden?

Durch Personalpolitik! Die Verantwortlichen müssen weg von der klassischen Personalarbeit und hin zu einem strategischen Personalmanagement, das den Mumm hat, Farbe zu bekennen.

Welche Rolle spielt der Arbeitgeber?

Eine große. Besonderes der Unternehmensführung fällt eine bedeutende Rolle zu. Dort muss ein zeitgemäßes Umdenken und eine konstruktive Entwicklung erfolgen, die den volkswirtschaftlich belegten Forschungsergebnissen gerecht wird. Der Arbeitgeber steht in der Fürsorgepflicht - insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten.

Welchen Belastungen sind ältere Arbeitnehmer bei Konzernen wie der Airbus Group ausgesetzt?

Der Leistungsdruck und die Anforderungen haben erheblich zugenommen, gleichzeitig werden Projekten immer schneller abgearbeitet. Generell betrifft dies nicht nur ältere Beschäftigte, sondern gleichwohl auch die jüngeren.

Wie etabliert ist die alternsgerechte Arbeitsgestaltung?

Sie wird etabliert, aber oftmals nur halbherzig. Das Top-Management verbindet damit vielfach die Frage nach dem kurzfristigen Nutzen für das Unternehmen. Es bedarf aber der intensiven Investition in Personalpolitik und Führungskultur um eine gesunde Arbeitswelt zu erzielen. Diese Rechnung kann deshalb für die Beschäftigten nicht aufgehen.

Vielen Betrieben gelingt es nicht den Anteil der Jüngeren und das Durchschnittsalter konstant zu halten. Was raten Sie diesen Betrieben?

Ich kann diesen Betrieben nur empfehlen, sich umgehend eine Analyse der Altersstruktur kombiniert mit den vorhandenen und den zukünftig benötigten Qualifikationen durchzuführen. Zusätzlich ist eine Analyse der regionalen Demographiestruktur ratsam. Nach Auswertung der Daten können erste Maßnahmenpakete festgelegt werden.

Vielen Branchen schreiben mittlerweile die Analyse der Altersstruktur in ihren Tarifverträgen vor. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Sehr positiv! Aber ich sehe auch, dass in den nicht tarifgebundenen Unternehmen – vor allem in KMU – ein erheblicher Handlungsbedarf besteht. Diese Analyse hilft Maßnahmen für die Weiterentwicklung zu einem demographiefesten Unternehmen festzulegen und auch umzusetzen. Hier ist die Politik gefordert, entsprechende verpflichtende gesetzliche Rahmenbedingungen für alle Unternehmen zu schaffen.

Das Renteneintrittsalter wird auf 67 Jahre erhöht. Nun wird bereits die „Rente mit 70“ diskutiert. Was halten Sie davon?

Nichts. Vielmehr sollten Regelungen getroffen werden, dass ältere Beschäftigte auch entsprechend ihrer persönlichen Lebensplanung im Einklang mit den Bedarfen in den Unternehmen ihren Renteneintritt selbst bestimmen können. Ich sage nur: mehr Mut zu demokratischeren und flexibleren Konzepten im Sinne einer Win-Win-Situation für beide Seiten.

Sie waren viele Jahre für die Airbus Group tätig. Wie geht es weiter?

Nach über 45 Dienstjahren habe ich mich entschieden, einen neuen Lebensabschnitt anzupacken. Ich werde mich weiterhin für die Bewältigung der demographischen Herausforderung im Unternehmen engagieren. Als selbständiger Berater bin hier ab sofort für mich selbst verantwortlich.

Herr Kiefer-Heydenreich, vielen Dank für das Gespräch.


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(Zeichen mit Leerzeichen: 4.670)

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