rebequa® im Interview:


Kommunikation und betriebliche Prozesse optimieren

Interview mit Demographie-Beraterin Rita Koch

Rita Koch (44) ist Diplom-Maschinenbauingenieurin und Spezialistin für die Qualifizierung von Mitarbeitern. Bei der IHK Köln hat sie lange Jahre in der Aus- und Weiterbildung gearbeitet und zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag von Ministerien und Kommunen Forschungsprojekte und Modellversuche durchgeführt. Derzeit arbeitet sie als selbstständige Beraterin, Trainerin und Dozentin. healthpro sprach mit ihr über kommunikative Erfordernisse im Unternehmen und ihr Beratungsangebot.

Frau Koch, was hat Sie motiviert, die Qualifizierung zum Demographie-Berater NRW zu machen?

Im März 2006 habe ich den Train-the-Trainer-Workshop der Bertelsmann-Stiftung „Demographie für politische Entscheider“ absolviert. Als ich dann von rebequa erfuhr, erkannte ich die Chance, Kommunen und Unternehmen gemeinsam auf den demographischen Wandel vorzubereiten.

Wie wichtig ist denn die Beschäftigung mit dem Demographischen Wandel für die Wirtschaft?

Die Brisanz des Themas wird leider noch häufig unterschätzt. Es wird zwar viel diskutiert, aber meist nur wenig praktisch unternommen oder gar umgesetzt. Dabei muss sich jedes Unternehmen für die Zukunft aufstellen - keiner, der in absehbarer Zeit noch wettbewerbsfähig sein will, wird um die Beschäftigung mit dem Altersstrukturwandel herumkommen. Für mich sind dabei die Mitarbeiter wichtigste Ressource und eine zentrale Zukunftsinvestition. Das wird häufig verkannt und sehr unter Kostenaspekten betrachtet. Dabei kann man gerade beim Personalmanagement mit relativ geringem Aufwand große Wirkung erzielen.

Wie kann man einem Unternehmer schmackhaft machen, eine Demographie-Beratung zu beauftragen?

Ich sehe den Einstieg über Information. Die Bereitschaft, solch eine Beratung nachzufragen, ist derzeit noch nicht so hoch, wie wir uns das wünschen. Es muss eine Menge Aufklärungsarbeit geleistet werden, die den Unternehmern zeigt, wie wichtig die Beschäftigung mit demographiefester Personalpolitik für sie ist.

Wenn der Einstieg geschafft ist - wie möchten Sie denn bei der Beratung vorgehen?

Grundsätzlich erst einmal den Status Quo und das Ziel bestimmen: Wo befindet sich das Unternehmen heute und wo soll es in den nächsten Jahren hingehen? Welches sind die wertschöpfenden Prozesse: Wo wird Geld verdient und wo verloren? Dann werden gemeinsam mit dem Unternehmen Strategien und Maßnahmen entwickelt, wie die angepeilten Ziele erreicht werden. Für die Personalplanung z.B. ist die Altersstrukturanalyse ein zentrales Tool - es zeigt die Entwicklung genau auf und gibt wichtige Handlungsansätze, welche Personalmaßnahmen auch unter Kostenaspekten für die Zukunft sinnvoll sind. Wichtig ist aber auch, einmal den Blick der Unternehmer auf die Perspektive der Mitarbeiter zu lenken und umgekehrt. Hier bestehen häufig sehr starke Diskrepanzen.

Können Sie näher erläutern, welche Diskrepanzen das sind?

Mitarbeiter und Unternehmer haben unterschiedliche Sichtweisen auf die Vorgänge im Unternehmen. Kritisch ist, daß sie meist nicht in der Lage sind, die Situation auch einmal aus der Sicht des anderen zu betrachten. Zum einem fehlen kommunikative Tools, zum anderen mangelt es auf beiden Seiten schlicht an Sachinformation. Das führt zwangsläufig zu Reibungsverlusten, die die Arbeit unnötig belasten.

Und wie kann ein Sichtwechsel erreicht werden?

Über Informationsaustausch - in allen Unternehmen gibt es kommunikative Schwachstellen. Durch Unwissenheit und mangelnde Kommunikation wird unter Umständen sogar gegeneinander gearbeitet. Solche Missstände können mit einfachen Maßnahmen aufgearbeitet werden. Der Aha-Effekt bei den Beteilgten ist dann enorm – und er läßt sich später auch in der Verbesserung des Betriebsergebnisses beziffern.

Welche Maßnahmen wären das?

Das ist natürlich abhängig von der Ausgangssituation im Unternehmen. Grundsätzlich gibt es zwei Schwerpunkte im Ansatz: Die Optimierung der Kommunikation und die Überprüfung und Straffung der betrieblichen Prozesse. Dabei kann man an jedem Punkt starten, die Abfolge der Schritte ist nur umgekehrt. Als Beispiel der Teilaspekt „interne“ Kommunikation sehr vereinfacht dargestellt: Jedem muss klar werden, wozu er im Unternehmen ist und welche Ziele er dort verfolgt. Einen Job zu haben und Geld zu verdienen allein kann nicht alles sein. Sich Gedanken über die eigene Arbeit zu machen und die Motivation dahinter zu erkennen - ein zentraler Schritt, sich mit seiner Arbeit und dem Arbeitgeber zu identifizieren. Konsequent umgesetzt, führt diese Standortbestimmung fast immer zu einer Leistungssteigerung, die sich in der Qualität der Arbeit niederschlägt und letztlich im Betriebsergebnis. So schließt sich der Kreis.

Inwiefern kann die Demographie-Beratung bei dieser Aufarbeitung und neuen Ausrichtung kommunikativer Erfordernisse im Unternehmen behilflich sein?

Für Unternehmer ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihre Strategie zu überdenken, wenn sie am Markt bestehen wollen. Sie werden praktisch durch äußere Umstände dazu gezwungen. Das Angebot der Demographie-Beratung ist ein Einstieg in eine Gesamtbetrachtung, von dort aus kann man weitere Aspekte beleuchten.

Wo werden Sie denn Ihre regionalen Schwerpunkt und Ihre Branchenschwerpunkte setzen?

Ich bin bei beidem nicht strikt festgelegt. Meine Ausgangsposition ist zwar der Großraum Köln/Bonn/Aachen, aber das schließt nicht aus, dass ich nicht auch in anderen Regionen Unternehmen berate. Ähnlich sieht es bei den Branchen aus - gerade das Thema Kommunikation und Prozeßoptimierung ist für Unternehmen aller Branchen akut und aktuell.

Frau Koch, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!


(Zeichen mit Leerzeichen: 5.674)

Das Regionale Beratungs- und Qualifizierungsprogramm rebequa wurde von der Düsseldorfer healthpro GmbH initiiert und gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen durchgeführt. Ziel ist es, die demographische Situation für KMU abzubilden und Personalstrategien in regionalen Betrieben anzustoßen. Im Rahmen des Programms wurden insgesamt 102 Demographie-Berater qualifiziert, 82 Unternehmen haben die Demo-Fit-Beratung (Stand 14.12.06) nachgefragt und 11 Regionaltreffen wurden in ganz NRW veranstaltet. rebequa wurde vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (MAGS) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.


Interview zum Download (DOC, 228 KB)