rebequa® im Interview:


Klimawandel im Einzelhandel

Kurzinterview mit Rewe-Supermarkt-Chef Heiner Kötter (45)

Rewe-Supermarkt-Chef Heiner Kötter

Der REWE-Kolmitz ist ein Handelsunternehmen im Bergischen Land von Nordrhein-Westfalen. rebequa sprach im Herbst 2007 mit dem 45-Jährigen Heiner Kötter. Kötter leitet als Geschäftsführer den selbstständigen Supermarkt, der 70 Mitarbeiter u.a. mit vielen Aushilfen und Teilzeitkräften beschäftigt.

Herr Kötter, was hat Sie zu einer Demographie-Beratung bewogen?

Am Anfang stand eine grundsätzliche Überlegung: Wie verteidige ich meine Selbstständigkeit! Wir sind ein Unternehmen mit Tradition – seit 55 Jahren sind wir als Vollsortimenter am Standort vertreten und bewirtschaften eine Ladenfläche von 1700 qm. Und Sie kennen ja den Spruch: Wandel im Handel! Die Marktumbrüche sind radikal, die Konkurrenz ist hart, wir haben uns rechtzeitig darauf einzustellen. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen wir uns unsere Personalsituation noch genauer anschauen.

Anlass waren ein paar Disharmonien in verschiedenen Abteilungen. Zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern kam es immer wieder zu atmosphärischen Störungen. Ich wollte herausfinden, woran das liegt. Dazu muss man wissen, dass im Handel die Arbeitszeiten intensiv und die Anstellungsverhältnisse sehr flexibel sind. Außerdem ist die Frauenerwerbsquote überdurchschnittlich hoch. In dieser Situation schien mir die Unterstützung eines externen Beraters hilfreich.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?

Sie kennen das vielleicht. Verdiente Kräfte wollen langsam etwas kürzer treten. Aber natürlich auch noch weiter arbeiten. Sie machen ihren Posten für nachrückende junge Kräfte frei und haben theoretisch nichts dagegen, mit den jüngeren zusammenzuarbeiten. Wenn´s dann aber soweit ist, fällt es ihnen manchmal schwer, Verantwortung abzugeben, neue Wege zu gehen. Sie reden rein, lassen sich nichts sagen. Das war der Fall mit einer kompetenten 60-jährigen Abteilungsleiterin, die mit ihrer Nachfolgerin nicht zurecht kam. Es kam jetzt heraus, dass sie tatsächlich das Gefühl hatte, ihr Wissen sei nicht mehr gefragt. Dabei ist es für unser Unternehmen unendlich wertvoll!

Wie ist die Demo-Fit-Beratung erfolgt?

Wir haben uns gemeinsam die verschiedenen Abteilungen genauer angeschaut: Zusammensetzung, Alter, Geschlecht. Danach hat die Demographie-Beraterin mit drei Abteilungsteams mehrere Gesprächsrunden durchgeführt. Dann haben die Teams einen Sprecher gewählt, der mit der Beraterin und mir ein Abschlussgespräch hatte. Dabei haben die Sprecher dann einige Beobachtungen und Vorschläge vorgestellt.

Hat diese Maßnahme zu Ergebnissen geführt?

Allerdings! Allein die Tatsache, dass wir diese Maßnahme durchgeführt haben, hat schon zu positiven Rückmeldungen von Mitarbeiterseite geführt. Die Abteilung „Fleisch“ hat die bessere Arbeitsatmosphäre gelobt: Im „Fleisch“ ist jetzt emotionale Ruhe! Und auch für mich als Geschäftsführer ist die Beratung nützlich. Es sind Dinge aufs Tablett gekommen, die ich mir als Führungskraft nicht immer vergegenwärtige. Zum Beispiel der hohe Stellenwert eines festen planbaren Freizeittages! Der Ausgleich zwischen Beruf und Familienleben muss stimmen, das ist ganz wichtig für die Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation.

Haben sich Ihre Erwartungen an die Demographie-Beratung erfüllt?

Das kann man wohl sagen. Die Gespräche haben Mitarbeitermotivation und Unternehmenskultur gestärkt. Und Sie haben mir gute Hinweise gegeben, wo ich durch interne Umsetzungen und Positionsverschiebungen noch Reserven habe, die Arbeitsabläufe und das Klima verbessern zu können. Aber bevor man neue Gräben aushebt, muss man alte erstmal schließen.

Herr Kötter, vielen Dank für das Gespräch!