Demographie-Beratung wird angenommen

Interview mit Alexandra Nolasco, Demographie-Beraterin und Leiterin IHK-Expertenakademie der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, Feldkirchen-Westerham

Feldkirchen-Westerham, 06. August 2015 – Alexandra Nolasco ist Leiterin der IHK-Expertenakademie der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft war die diplomierte Betriebswirtin während 10 Jahren als Beraterin im Bereich Gründung, Jungunternehmertum und Unternehmensnachfolge tätig. Danach war sie Leiterin der IHK-Geschäftsstelle in Rosenheim und u.a. für den personellem Ausbau verantwortlich. Seit 2014 ist sie als Projektleiterin der IHK-Expertakademie tätig. Sie hat ebendann die Qualifizierung zur Demographie-Beraterin absolviert. rebequa sprach mit Nolasco über die Demographie-Beratung in Bayern und warum kristalline Erfahrungsintelligenz heute für Betriebe notwendig ist.

Sie haben sich zur Demographie-Beraterin weitergebildet. Was war Ihre Motivation?

Ich wollte betriebliche Maßnahmen für eine erfolgreiche Arbeit mit älteren Mitarbeitern vertieft kennenlernen und einen spezifischen Beratungsansatz erhalten.

Hat sich die Weiterbildung gelohnt?

Ja, ich habe einen Überblick über alle notwendigen Handlungsfelder erhalten, verfüge nun über ein sehr umfangreiches Nachschlageskript und habe praxisnah gelernt eine Altersstrukturanalyse zu erarbeiten und zu interpretieren.

Bayern profitiert wie kaum ein anderes Bundesland vom Zuzug qualifizierter Fachkräfte. Findet der demographische Wandel in Oberbayern statt?

Definitiv. Zwar werden verstärkt Fachkräfte auf Grund der guten Wirtschaftslage nachgefragt. Dennoch steigt das Durchschnittsalter in den bayerischen Unternehmen von derzeit 43,1 auf 47,0 Jahre in 2030.

Seit fast einem Jahr bietet die IHK München und Oberbayern die Demographie-Beratung ortsansässigen KMU kostenfrei an. Wird das Angebot angenommen?

Ja, die Beratung wird angenommen, sollte aber noch wachsen. Oft beschäftigen sich Unternehmen mit ihrer firmeneigenen Demographie erst, wenn die Besetzung vakanter Stellen zum Problem wird.

Was sind Ihre Erfahrungen mit der Demographie-Beratung?

Große oberbayerische Unternehmen haben sich längst auf den demographischen Wandel und seine Auswirkungen auf ihren Betrieb eingestellt. Der Großteil der kleinen und mittleren Unternehmen in Oberbayern pflegt traditionell einen wertschätzenden Umgang mit seinen Mitarbeitern und unterstützt den langfristigen Erhalt deren Erwerbsfähigkeit. Dennoch steigen hier die Beratungsanfragen.

Sie sind mit der Entwicklung von Mitarbeitern befasst. Studien belegen, dass ältere Mitarbeiter weniger weitergebildet werden. Was sind die Gründe?

Ein falsches gesellschaftspolitisches Altersbild, das suggeriert, dass Ältere nicht mehr lernen können. Das ist wissenschaftlich seit langem widerlegt, dennoch führt es leider dazu, dass Unternehmen die Weiterbildung ihrer älteren Mitarbeiter oft nicht mehr unterstützen. Bei Mitarbeitern fehlen z.T. die Motivation und das Selbstvertrauen die eigenen fachlichen und geistigen Kompetenzen wahrzunehmen und zu erhalten.

Wie können ältere Mitarbeiter für die berufliche Weiter- und Fortbildung gewonnen werden?

Eine gute Frage! Mit dieser Aufgabe beschäftigen wir uns in der IHK-Expertenakademie. Wir werden eine spezifische Beratung zu diesem Themenfeld aufbauen. Unser Ziel ist es, Unternehmen bei der Weiterentwicklung erfahrener Mitarbeiter mithilfe neuester Erkenntnisse und Methoden zu unterstützen.

Wissen hat heute eine immer kürzere Halbwertszeit. Warum sollte das Wissen älterer Arbeitnehmer dem Unternehmen erhalten bleiben?

Das Internet liefert auf Knopfdruck unglaublich viel Wissen, aber nur in der Kombination und Reflexion mit Basis- und Erfahrungswissen wird es nutz- und anwendbar. Genau diese notwendige kristalline Erfahrungsintelligenz entwickelt sich erst im Verlauf des Lebens und macht ältere Mitarbeiter so wertvoll!

Haben Sie einen Tipp für Unternehmer?

Erfahrungswissen und kristalline Intelligenz sind wichtige Bausteine in unseren wissensbasierten Unternehmen. Für die Zukunft wird entscheidend sein inwiefern es dem Betrieb gelingt, diese Bausteine mit modernem Wissen zu kombinieren und an die Unternehmensziele anzupassen.

Frau Nolasco, vielen Dank für das Gespräch.

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