rebequa® im Interview:


Demographie-Beratung ist Qualitätsmanagement

Interview mit Demographie-Berater Frank van Lieshaut

Frank van Lieshaut (Jg. 1966) ist studierter Betriebswirt und führt seit 2001 gemeinsam mit seiner Frau die Beratungsfirma „advance consulting“. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Management- und Organisationsberatung in den Bereichen Qualität, Führung und Strategie. 2006 hat er sich zum Demographie-Berater NRW qualifizieren lassen. healthpro sprach mit ihm über Sensibilisierung von Unternehmen und Qualitätsmanagement.

Herr van Lieshaut, Sie haben jetzt die Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen - was hat Sie zu dieser Weiterbildung bewogen?

Bei meiner Trainertätigkeit sind mir viele Leute über 50 begegnet, die auf dem Arbeitsmarkt Schwierigkeiten hatten. Ich würde gerne Unternehmen aufmerksam machen und einen Beitrag dazu leisten, gegen die Chancenlosigkeit älterer Arbeitnehmer etwas zu tun. Ich halte das Thema für jeden Unternehmer für enorm wichtig, da der Altersstrukturwandel einfach jeden betreffen wird.

Wie möchten Sie denn kleine und mittelständische Unternehmen für das Thema sensibilisieren?

Erst einmal müssen wir die Demographie-Beratung für Unternehmer interessant machen, z.B. haben wir uns schon überlegt, über das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement einzusteigen und dann auch weitere Handlungsfelder anzusprechen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die größte Hürde darin besteht, die Entscheider, also die Geschäftsführer oder die Personalverantwortlichen an einen Tisch zu bekommen und ihnen die Ohren zu öffnen. Beim Thema Demographie wird dies sicher nicht ganz einfach. Wenn ich geschafft habe, die richtigen Leute zu versammeln, habe ich immer eine ziemlich hohe Trefferquote. Nur dahin muss man erst mal kommen.

Das Thema ist für Unternehmen also momentan noch nicht so interessant?

Neue Themen müssen sich erst einmal in der Gesellschaft und der Geschäftswelt etablieren, erst dann erreichen sie auch kleinere und mittelständische Unternehmen. Als ich vor einigen Jahren meine Diplomarbeit zum Qualitätsmanagement geschrieben habe, hat sich kaum jemand für das Thema interessiert - heute ist es Standard. Irgendwann marschiert einer vor und probiert etwas Neues aus. Wenn der zufrieden ist und darüber berichtet, wird es immer weitere Kreise ziehen.

Aber bevor man den ersten Unternehmer mobilisiert hat, ist erst einmal eine Menge Überzeugungsarbeit nötig?

Ja. Am Anfang wird geblockt. Sicherlich gibt es viele visionäre Unternehmer oder Manager, die sich aktiv um das Wohlergehen ihres Betriebes kümmern, aber die muss man suchen. Allgemein springen KMU erst dann auf ein Thema an, wenn ein gewisser Leidensdruck da ist. Viele geben sich damit zufrieden, ihren Kopf über Wasser zu halten und nicht pleite zu gehen. Wenn dann noch ein bisschen Gewinn rausspringt, freuen sich alle. Aber der strategische Blick, wie sich in den nächsten 5 Jahren Dinge verändern können und wie man seinen Betrieb darauf einstellen könnte - der fehlt den meisten. Ein Unternehmer ist für mich jemand mit Weitblick, der etwas bewegen, eben etwas unternehmen will!

Sie sprachen von ihrer Diplomarbeit über Qualitätsmanagement. Wäre es denkbar, dass das Thema demographie-feste Personalpolitik auch zum betrieblichen Qualitätsmanagement dazugehören könnte?

In jedem Fall sind das Themen, die sich prima ergänzen - Stichwort „Integrierte Management-Systeme“. Es dürfte auch kein großer Mehr-Aufwand sein, die Demographie-Thematik in ein bestehendes Qualitätsmanagement zu integrieren. Denn auch Qualitätsmanagement ist Ressourcenmanagement, schließt also die Arbeitsumgebung, das Personalmanagement, die Weiterbildung etc. mit ein. Wenn man dies alles zusätzlich durch die „demographische Brille“ betrachtet, könnte man vieles in einem Abwasch erledigen. Zumindest in Teilen.

Und für welche Branchen bieten Sie Ihre Beratung speziell an?

Eine Branchenspezialisierung haben wir nicht, sie würde für uns auch keinen Sinn machen. Bei einer Vertriebsschulung ist es uns als Trainer egal, ob die Firma komplizierte Maschinen produziert oder ob es der kleine Laden um die Ecke ist - denn die Aufgabe ist die gleiche. In der Praxis sind wir allerdings vor allem für Dienstleistungsunternehmen tätig, zum Beispiel beraten wir viele Handwerksbetriebe und Praxen.

Sie kommen aus Recklinghausen - wie groß ist denn der Radius für Ihr Demo-Fit-Angebot?

Wenn ich mir meine Kunden der letzten 12 Monate betrachte, kam der nördlichste aus Borken, der östlichste aus Dortmund, der südlichste aus Wuppertal und der westlichste aus Düsseldorf – das ist so unser Radius. Was nicht heißt, dass wir für interessante Projekte diesen nicht auch verlassen würden.

Herr van Lieshaut - haben Sie vielen Dank für das Gespräch!

(Zeichen mit Leerzeichen: 4.654)

Das Regionale Beratungs- und Qualifizierungsprogramm rebequa wurde von der Düsseldorfer healthpro GmbH initiiert und gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen durchgeführt. Ziel ist es, die demographische Situation für KMU abzubilden und Personalstrategien in regionalen Betrieben anzustoßen. Im Rahmen des Programms wurden insgesamt 102 Demographie-Berater qualifiziert, 82 Unternehmen haben die Demo-Fit-Beratung (Stand 14.12.06) nachgefragt und 11 Regionaltreffen wurden in ganz NRW veranstaltet. rebequa wurde vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (MAGS) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.


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